Gesichter des Vereins 5: Susanne Jagusch organisiert Integrationshilfe

Mitteilung vom 03.09.2015, Lothar Kirchner

Susanne Jagusch kümmert sich für GANZ SELM um die Integrationshilfe an den Selmer Schulen und baut diese aktuell auf. Im Interview mit Lothar Kirchner erzählt Susanne über ihre Aufgaben.

Susanne Jagusch

Hallo Susanne, ich kenne Dich ja schon als Betreuungskraft an der Pestalozzischule. Was war Deine Motivation für diese Aufgabe und seit wann machst Du sie?

Ich mache es jetzt seit fast fünf Jahren und bin durch eine Lehrerin, die an der Pestalozzischule tätig, an diese Aufgabe gekommen. Als gelernte Erzieherin konnte ich vor fünf Jahren die Betreuung eines autistischen Schülers übernehmen.

Meine Motivation für die neue Aufgabe ist, dass mir besonders benachteiligte Kinder und Jugendliche immer schon sehr am Herzen lagen und ich das Gefühl habe, dass diese Kinder eine besondere Zuwendung benötigen. Ich denke, dass jedes Kind und auch jeder Erwachsener seine Ressourcen, Stärken und Talente hat. Es lohnt, sich an diesen Dingen zu orientieren und sie in den Vordergrund zu stellen. Daher freut es mich sehr, dass der Verein GANZ SELM es mir ermöglicht, die Abteilung der Integration aufzubauen. Es war schon seit einiger Zeit ein Traum von mir, so etwas in Selm zu initiieren. Und jetzt wird er wahr!

Was sind Deine konkreten Aufgaben bei der Integrationshilfe?

Ziel ist es, einen Stellenpool mit Integrationshelfer(innen) an den Selmer Schulen aufzubauen, der es Schülern und Schülerinnen mit besonderen Beeinträchtigungen ermöglicht, eine angemessene Schulbildung und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu erhalten.

Hierbei bin ich für die Beratung der Schulen und Eltern zuständig. Ich werde mich um die Einstellungen der Integrationshelfer(innen), die Konzepterstellung, Fortbildungen, die Rufbereitschaft und Teamsitzungen kümmern. Außerdem bin ich zuständig für alle notwendigen Organisations- und Koordinationsaufgaben bezüglich der Integrationskräfte und Kooperationspartner. Hinzu kommt Verwaltungsarbeit, wie Dienstanweisungen, Arbeitsverträge, Stundenabrechnungen usw.

Zusätzlich werde ich selbst noch als Integrationskraft tätig sein und Schüler(innen) begleiten bzw. auch Vertretungen übernehmen. Das Ganze braucht natürlich auch ein wenig Zeit und mit Sicherheit gibt es noch einige Stolpersteine auf dem Weg, die überwunden werden müssen. Aber diese Herausforderung nehme ich gerne an.

Du bist also eine Art Anlaufstelle für das Thema. Für welche Schulen bist Du zuständig?

Ich bin für alle Schulen zuständig und durch den geplanten Integrationshelferpool soll es möglich werden, dass wir allen Selmer Schulen, Integrationskräfte von GANZ SELM stellen können.

Sobald Eltern, Lehrkräfte usw. das Gefühl haben, dass ein Kind besondere Unterstützung und Hilfe benötigt – dass kann längerfristig aber auch kurzfristig sein –, können sich alle Eltern, Schulen etc. an mich wenden. Gerne stehe ich ihnen beratend zur Seite, wenn es darum geht, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit eine Integrationskraft beantragt werden kann, wer die Kosten übernimmt, und wer letztendlich für die Betreuung in Frage kommt.

Das Thema gewinnt immer mehr an Bedeutung und ist sicherlich nicht einfach. Hast Du schon Erfahrungen sammeln können? Musstest Du besondere Qualifikationen nachweisen?

Nein, einfach ist es gewiss nicht, und die Anforderungen und Herausforderungen sind mehr geworden. Heute hat alles einen Namen: Integration, Inklusion, ADHS usw. – obwohl einiges auch früher schon da war. Gut ist es jedenfalls, dass die Hilfsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote durch Vernetzung und Kooperationen verbessert werden konnten. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass Integrationskräfte wirklich eine Chance für die Schüler(innen) sind, um in der Schule zu Recht zu kommen, und eine Bereicherung für Eltern, Lehrpersonal und Klassen sein können. Die Frage ist hier aber auch, wie es finanziert wird.

Wichtig ist zudem, dass man individuell auf das Kind schaut, welche Hilfen es benötigt. Man sollte für Fortbildungen offen sein und bereit, sich weiter zu qualifizieren. Eine gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten fördert den Erfolg. Ich selbst habe eine Weiterbildung als Fachkraft für Integration/Inklusion gemacht. Hinzu kommen Fortbildungen für Sprachförderung, Deeskalationstraining und Autismus. Natürlich muss ich da auf dem Laufenden bleiben.

Bei der Sommerferienbetreuung Arche Selm hast Du schon mit Flüchtlingskindern gearbeitet. Was sind die größten Herausforderungen? Ist es die Sprache?

Ein Junge zeigte mir auf einer Landkarte, durch wie viele Länder er mit seiner Familie geflüchtet ist und dass es fünf Monate gedauert hat, bis sie in Deutschland angekommen waren. Das ging mir schon sehr nahe. Daher ist es schön zu sehen, wie glücklich diese Kinder waren, an der Ferienbetreuung teilnehmen zu können. Und sprachlich gesehen gab es überhaupt keine Probleme, da sie meiner Meinung nach schon sehr gut Deutsch sprechen.

Bestimmt hast Du schon schöne Erfahrungen gesammelt. Was hat Dir und den Kindern denn den meisten Spaß in der Sommerferienbetreuung gemacht?

Besonders lustig fand ich unseren Ausflug in den Gelsenkirchener Zoo. Ich war sehr erstaunt, welch einen gesunden Appetit schon die kleinsten Kinder hatten. Eigentlich hatten sie immer Hunger, Durst, mussten zur Toilette oder wollten etwas kaufen oder auf den Spielplatz. Natürlich haben wir auch Tiere gesehen und alle waren zufrieden!

Es ist wirklich ein tolles Angebot für die Kinder und es ist schön, dass es so etwas in Selm gibt. Die Ferienbetreuung ist toll organisiert und die Teamer geben sich sehr viel Mühe, damit es den Kindern gefällt und sie viel Spaß haben. Echt super!

Hast Du eigentlich ein konkretes Konzept für deine Arbeit oder musst Du immer von Fall zu Fall entscheiden, was zu tun ist?

Ein Konzept? Ja, da habe ich schon einige Ideen. Mal schauen, was sich umsetzen lässt. Vor allem möchte ich, dass alle beteiligten Kooperationspartner ihre eigenen Wünsche, Anregungen und Ideen mit einfließen lassen können. Das werde ich demnächst abfragen.

Susanne, herzlichen Dank für Deine Erläuterungen. Ich sehe, es macht Dir richtig Spaß und Du nimmst die Herausforderung souverän an. Gib uns doch noch einen „knackigen“ Schlusssatz, bitte…

Eine positive Grundhaltung und Einstellung erleichtert die Arbeit mit Kindern und bringt mehr Spaß – und den möchte jeder.

Ich danke Dir für das Gespräch und wünsche Dir und den Kindern GANZ viel Spaß und Erfolg!